Wie comparit PKV-Anbieter unterstützt

Ein stark wachsendes Segment in unseren Unternehmen ist die Produktentwicklung in den Bereichen Lebens- und Krankenversicherung.

Claudia, Du leitest seit vielen Jahren die Analyseabteilung für die PKV bei ObjectiveIT (Levelnine). Kannst Du uns einen Überblick geben, wie Du mit Deinem Team die Versicherer unterstützt?

Claudia Pikarski: Wir erfinden keine neuen Tarife, sondern helfen Produktgebern, eine angedachte neue Tarifgeneration noch besser, innovativer und verständlicher zu gestalten.”

Was ist dabei für die Versicherer besonders wertvoll?

Claudia Pikarski: Wir analysieren seit 2005 und bewerten seit mehr als zehn Jahren alle Arten von privaten Krankenversicherungstarifen und haben daher einen immensen Erfahrungsschatz, auf den die Versicherer auch gerne zurückgreifen.”

Oliver Fink: “Zudem sind wir an der Quelle, wenn es um neue Trends geht. Neben den aktuellen Tarifdaten verfügen wir mit 25.000 Nutzer:innen unserer Vergleichssoftware über die besten Feedbacklieferanten. Gibt es einen Bedarf am Markt, wissen wir es meist als Erste. Zudem haben wir die für mich besten Analyst:innen der ganzen Welt im Unternehmen :-)”

Oliver, Du verantwortest bei comparit u.a. die Bereiche PKV und Sachversicherungen. Was ist Deiner Meinung nach die größte Herausforderung, wenn Versicherungsunternehmen neue Produkte kreieren?

 

Oliver Fink: Wie bei google zählt für Versicherer die Platzierung in den führenden Vergleichsrechnern. Das innovativste Produkt wird halt weniger verkauft, wenn es nicht in den Top 10 auftaucht. In diesen Fällen müssen Unternehmen im Nachhinein versuchen, mit sehr viel Aufwand Vermittler und Endkunden irgendwie zu erreichen.”

Könnt Ihr das an einem Beispiel näher erörtern?

Claudia Pikarski: Vor einigen Jahren hatte ein mittelgroßer Krankenversicherer die Idee, mit diversen digitalen Angeboten sowohl Kunden als auch Vermittler zu überzeugen. Leider ist der Tarif bei den Standardkriterien der Vergleichsrechner irgendwo im Niemandsland gelandet. Die Innovationen und Alleinstellungsmerkmale sind somit leider ziemlich verpufft.”

Haben die Vergleichssoftwareanbieter diese Innovationen nicht berücksichtigt?

Oliver Fink: Scheinbar nicht. Wir selbst werden häufig von Versicherungsunternehmen gebeten, deren Alleinstellungsmerkmale als Abfragekriterium – möglichst auf der ersten Seite ;-) – aufzunehmen.”

Kommen wir dem nach?

Claudia Pikarski: In den allermeisten Fällen ist das nicht möglich. Letztlich müssen wir für uns entscheiden, ob es sich um Marketing, einen kurzfristigen Trend oder wirklichen Mehrwert für Versicherte handelt. Nehmen wir zusätzliche Kriterien auf, wirkt sich dies auf dem Umfang des Vergleiches aus. Schon heute werden wir immer mal wieder gefragt, ob man Tarifen wirklich so viele Fragen stellen muss. Dazu kommt, dass wir die Alttarife ebenfalls auf neue Kriterien untersuchen müssen. Das führt zu einem immensen Aufwand.

Noch mal zurück: Wie können wir uns den Prozess der Unterstützung bei der Produktentwicklung vorstellen?

Claudia Pikarski: Ein großer privater Krankenversicherer kam beispielsweise Ende 2023 mit der Bitte auf uns zu, den vorhandenen Entwurf einer neuen Tarifgeneration in der Vollversicherung auf mögliche Verbesserungen zu prüfen.”

Wie läuft das in der Praxis ab? Bekommt Ihr dann eine Musterpolice?

Claudia Pikarski: Nein. Man legt uns die Versicherungsbedingungen im Entwurfsstadium vor. In einem Meeting wird dann u. a. die Zielgruppe der Produkte vorgestellt und worauf die Tarife abzielen.”

Sind das nicht streng vertrauliche Daten?

Oliver Fink: Definitiv. Daher wird im Vorfeld eine Vertraulichkeitsvereinbarung geschlossen.”

Wie geht es dann weiter?

Claudia Pikarski: Dann fängt unsere eigentliche Arbeit an. Wir lesen die Bedingungen Wort für Wort, filtern u. a. missverständliche, teilweise auch falsche Formulierungen heraus und erfassen den Prototypen in unserer Datenbank. Im Anschluss führen wir einen Pre-Test durch, um eine Einschätzung für eine Platzierung nach einem go-live zu erhalten.”

Damit weiß der Versicherer, wie er in unserem Vergleich positioniert ist?

Claudia Pikarski: Ja, zumindest mit dem aktuellen Stand des Entwurfes. Das Ziel ist aber, über Feinschliff bei Formulierungen oder das Einbringen weiterer Leistungen eine bessere Platzierung zu erreichen.”

Immer mehr Leistungen – führt das nicht zu immer höheren Beiträgen?

Claudia Pikarski: Mal ja, mal nein. In vielen Fällen werden Leistungen, wie z.B. Reha nach einer schweren Erkrankung, nicht oder nur unzureichend im Tarifwerk berücksichtigt. Für den Versicherer ist das auf jeden Versicherten umgerechnet kein erheblicher Beitragsfaktor, führt aber zu einer deutlichen Aufwertung.”

“Würdigen” Vermittler:innen das? Oder geht es am Ende doch nur um einen niedrigen Preis bei vermeintlich guten Leistungen?

Claudia Pikarski: Sie „würdigen“ das durchaus. Wenn man sich die Entwicklung der Tarife in den letzten zehn Jahren anschaut, stellt man eine deutliche Verbesserung des Kleingedruckten über (fast) alle Versicherer fest. Das liegt auch daran, dass Vermittler:innen stärker auf die Bedingungsqualität achten als vor einigen Jahren. Ich bin überzeugt, dass wir hierzu auch unseren Teil beigetragen haben. Ansonsten hätten Versicherer nicht auch schon mehrfach unser „Unterstützungsangebot“ angenommen oder wollen auf uns zukommen, sobald neue Tarife geplant sind.”

Oliver Fink: “Sowohl Versicherer als auch Vermittler:innen haben gemerkt, dass Verbraucher:innen durch das Internet wesentlich besser informiert sind und der Anspruch an die Beratungsqualität deutlich gestiegen ist. Das wiederum bietet kompetenten Vermittler:innen die Chance, höherwertige Tarife an finanzstärkere Zielgruppen zu vermitteln. Im Ergebnis führt es zu geringeren Stornoquoten und im Leistungsfall zu zufriedeneren Versicherten.”

Klingt nach einer win-win-win Situation :-) Erkenne ich als Vermittler:in oder Kund:in auch außerhalb unserer Vergleichssoftware, ob ein Tarif eine besonders hohe Qualität besitzt?

Claudia Pikarski: Ja, das Levelnine Gütesiegel gibt es seit zehn Jahren. Die Anforderungen sind sehr hoch, und es ist für viele Vermittler:innen mittlerweile ein wichtiger Indikator für Tarifqualität.”

Besten Dank für den Einblick!

Vita der Interviewten

Claudia Pikarski verantwortet als KV-Analystin bei comparit und ObjectiveIT die Tariferfassung und unterstützt Versicherer bei der Produktentwicklung.

Davor war sie u.a. als Referentin für Gebührenrecht und Spezialsachbearbeiterin in der Leistungsabteilung eines privaten Krankenversicherers und als Spezialmaklerin für private Krankenversicherungen tätig.

Claudia Pikarski, Leitung PKV-Abteilung

Oliver Fink verantwortet bei comparit und ObjectiveIT die Bereiche private Kranken- und Sachversicherungen.

2005 gründete er das Softwareunternehmen ObjectiveIT und entwickelte mit seinem Geschäftspartner die Vergleichssoftware “Levelnine LV” und “Levelnine PKV”, welche Stand 02.2024 von über 25.000 Vermittler:innen eingesetzt wird und seit 2023 Teil der comparit-Gruppe ist.

Oliver Fink, CMO